Jubiläum der Kreuzkirche - Zeitzeugin berichtet von der Bauzeit (19.09.2012)
Die Kinder nennen sie "die kleine Kirche": die evangelische Kreuzkirche. Das schmucke Gotteshaus feierte in diesen Tagen den 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass berichten wir hier von den Feierlichkeiten. Zugleich präsentieren wir Ihnen einen interessanten Zeitzeugenbericht aus der Bauzeit vor 60 Jahren. Wussten Sie zum Beispiel, dass vor dem Kirchenbau evangelische Gottesdienste in der Andreaskirche gefeiert wurden? -
Am Sonntag, 9. September 2012, feierte die Evangelische Kirchengemeinde in Velen einen festlichen Jubiläums-Gottesdienst unter dem Leitwort: „HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“ (Psalm 26,8) Zur Erinnerung erhielt jeder Gottesdienstteilnehmer eine Doppelkarte mit diesem Bibelspruch und mit Fotomotiven der Kreuzkirche, die die Gemeindesekretärin und Küsterin Kirsten Hüging aufgenommen und zusammengestellt hatte. Diese Karte ist auch jetzt noch erhältlich. Bei Interesse kann sie vor oder nach einem der nächsten sonntäglichen Gottesdienste in der Kreuzkirche mitgenommen werden.
Für den Jubiläums-Gottesdienst verfasste Irmgard Armeloh von der Evangelischen Kirchengemeinde einen Text, den sie im Nachhinein um einige Informationen erweiterte:
Gedanken zur Einweihung unserer Evangelischen Kirche in Velen vor 60 Jahren am 7. September 1952
Die Beendigung des 2. Weltkrieges brachte viele Flüchtlinge nach Velen. Sie hatten durch die Flucht vor dem Feind ihre Heimat und ihre Kirchen verlassen. Der Gedanke, all diesen Menschen einen neuen Mittelpunkt in der Gemeinde Velen zu schaffen, war schnell geboren.
Der HERR schenkte uns viele gebende und helfende Hände. Unser Gemeindepfarrer Heerbeck war im ganzen Kreis Borken bei den Geschäftsleuten unterwegs, um ihre Hilfe für einen kleinen Kirchenbau zu erbitten. Gott, unser HERR, tat allen Angesprochenen das Herz auf. Mit Verlosungen von gespendeten Möbeln und Kleidungsstücken wurde der geldliche Grundstock erarbeitet, ebenso durch den Verkauf der gebastelten Puppenstuben, der gestrickten Socken und vielem mehr. Insbesondere die Jugend der kleinen Gemeinde, die Frauenhilfe sowie die Geschäftsleute in Velen schenkten uns in diesem Zusammenhang ihre Unterstützung. Später bastelte Presbyter Titus Bockamp ein kleines Modell der Kirche, um damit auch im Hinblick auf die Anschaffung einer kleinen Orgel Spenden einzusammeln.
Gottesdienst feierten wir anfangs in einem Tanzsaal einer Gaststätte. Auch Taufen wurden dort vorgenommen, und die kleine Gemeinde wuchs immer mehr. So hat unser HERR es gefügt, dass eine katholische Hebamme mit zu einer Taufe kam und dann überrascht war, dass auch wir das Vaterunser beteten. Das sprach sich herum, und eines Tages kam der katholische Pfarrer zu uns in unseren Gottesdienstraum und sagte: „In Zukunft braucht ihr hier keinen Gottesdienst mehr zu halten. Kommt jeden Samstag am Nachmittag in unsere katholische Kirche!“ Mit Dankbarkeit haben wir dies als Gottes Fügung angenommen. So konnte dann auch erstmals eine evangelische Konfirmation in einer Kirche in Velen gefeiert werden!
Unser neu entstehendes Kirchlein ging der Fertigstellung entgegen, und unser HERR fügte die Arbeit der vielen „unsachkundigen Helfer“ so, dass niemand zu Schaden kam. Unsere Jugend hat bei allen anfallenden Arbeiten am Kirchenbau geholfen. Jeder war ansprechbar! Unser Presbyter Titus Bockamp sorgte für die Organisation und Beaufsichtigung der beiden Jugendgruppen, einer Gruppe mit älteren und einer mit jüngeren Jugendlichen. Er war es auch, der der Kirche den Namen „Kreuzkirche“ verleihen durfte als Dank für seinen Einsatz. Er benannte sie nach der Kirche in Düsseldorf, in der er konfirmiert worden war.
Am 7. September 1952 wurde schließlich unsere Kreuzkirche ihrem Dienst übergeben. Sie wurde zu einer neuen Heimat für die vielen Flüchtlinge und für unsere damals noch sehr kleine evangelische Gemeinde zu einer neuen „Lebensmitte“. Aus Zeitgründen konnten die Glocken erst am 12. März 1953 geweiht werden. Dies geschah durch Pfarrer Echternkamp aus Gemen, Diakon Herzog aus Heiden und Pfarrer Heerbeck aus Velen. Mit großer Freude wurden die Glocken von der ganzen Gemeinde am Coesfelder Tor in Empfang genommen und in einer Prozession zur Kirche geleitet, um dort die Weihe zu empfangen.
Seit 60 Jahren schenkt uns unser Kirchlein in den Gottesdiensten durch die Verkündigung von Gottes Wort die Kraft, die wir jeden Tag unseres Lebens brauchen. „Danket dem HERRN, denn er ist freundlich, und seine Güte und Gnade währet ewiglich!“ Amen.
Irmgard Armeloh, Velen, den 18. September 2012
Quelle:
Gemeindebote Herbst/Winter 2012
der Evangelischen Kirchengemeinde
in Heiden, Marbeck, Velen, Ramsdorf